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Stadio Olimpico di Roma, Roma (72.698 Plätze) Ground 838

SS Lazio vs. AS Roma (3-2)

Serie A (1. Liga Italien) 52.000 Zuschauer (20.000 Gäste)

Heute vor genau fünf Jahren wurde der damals 26-jährige Lazio-Fan Gabriele Sandri im Auto sitzend von einem Polizisten erschossen. Der Todesschütze Luigi Spaccarotella erhielt damals nach ausgiebigen Vertuschungsversuchen eine Haftstrafe von neun Jahren und vier Monaten. Acht Monate zuvor kam auf Sizilien bei heftigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern von Palermo und Catania ein Polizist namens Filippo Raceti ums Leben. Die italienische Fankultur wurde nach 2007 nie wieder so wie sie einmal war. Die Repressionen wurden drastisch verstärkt, Pyrotechnik wurde verboten und die Fankarte "Tessera del Tifosi" wurde eingeführt. Die Ticketfrage beim heutigen 138. Punktspiel des "Derby della Capitale" wurde einem nicht leicht gemacht. Wie bereits geschrieben hatte ich gestern ein Biglietti für die Tribuna Monte Mario für satte 110 € im Roma-Shop erstanden. Die Kurventickets waren bereits offiziell ausverkauft und Karten für die Gegentribüne "Tribuna Trevere" gab es nur im Rahmen der Initiative "Bring a friend" (nur 3.000 Lazio-Anhänger entschieden sich für diese Variante). Nach einem Besuch auf dem Petersplatz und dem somit neu eingefahrenen "Besuchte-Länder-Punkt" Vatikanstaat machte ich mich nun also auf den Fußweg zum Römer Olympiastadion. Zweimal kurz die Eintrittskarte nebst Personalausweis vorgezeigt und ich stand auf den Tribünen des Stadions, in dem einst Franz Beckenbauer nach dem historischen Weltmeistertitel 1990 auf dem Rasen wandelte. Wie bei Olympiastadien üblich, handelt es sich um ein sehr weitläufiges Stadion mit Laufbahn. Ein mit blauen Sitzschalen ausgestattetes Oval mit lichtdurchlässigem Dach. Ich war schon knapp zwei Stunden vor dem Spiel im Stadion. Draußen soll es rund ums Spiel wohl noch Straßenschlachten gegeben haben in denen die Polizei mit Molotowcocktails und Rauchbomben angegriffen wurde. Zudem wurde ein Roma-Fan von Lazio-Leuten durch Messerstiche verletzt. Langsam füllten sich die Ränge und die Kurven schafften selbst mit wenig Leuten eine tolle Lautstärke und somit Lust auf mehr. Vor dem Anpfiff präsentierte sich der Bruder von Gabriele Sandri mit seinem dreijährigen Sohn "Gabriele" den Massen und stellte vor die Nordkurve der Lazio-Fans um ihnen symbolisch zu danken. Das gesamte Stadion applaudierte, auch die Roma-Fans in der Südkurve klatschten Beifall. Ein bewegender Moment! Zum Intro präsentierte die Curva Nord dann das Konterfei von Gabriele, untermalt von einigen Schwenkern. Die Roma-Tifosi dagegen setzten auf ein schickes Pyro-Intro mit einigen Bengalos und Rauchtöpfen und einem Fahnenmeer. Erst knapp fünf Minuten waren gespielt, als es einen teilweisen Stromausfall im Stadion gab. Ein Teil der Flutlichter ist ausgefallen, dazu die Lichtversorgung der Tribünen und die Anzeigetafeln. Auch das natürliche Licht war schon nicht mehr allzu hell, kurze Zeit später sollte es schließlich noch zu monsumartigen Regenfällen kommen. Das Spiel wurde für einige Minuten unterbrochen, in der Curva Sud wurden währenddessen Tausende von Feuerzeugen in die Höhe gereckt und im ganzen Stadion gab es ein Blitzlichtgewitter. In brachialer Lautstärke wurde von den Romanisti "Lotito paga la luce" gesungen, ein Gruß an Lazio und eine scheinbar nicht bezahlte Stromrechnung. Schon bald ging Roma in Führung, doch Lazio konnte das Spiel noch in der ersten Hälfte durch Tore von Candreva und Klose drehen. Il tedesco Miroslav Klose scheint sich hier zu so etwas wie einen Publikumsliebling gemausert zu haben. Immer wieder tauchten in der Curva Nord deutsche Fahnen auf. In regelmäßigen Abständen gab es in beiden Fankurven immer mal wieder einzelne Bengelos, diverse Rauchschwaden oder Kanonenschläge. Oftmals wurde das Material dann auf der Laufbahn entsorgt. Die Feuerwehrleute marschierten dann langsamen Schrittes los um sie zu löschen. Eine Einschätzung welche Kurve in den 90 Minuten des Derby della Capitale die höhere Lautstärke erreicht hatte, vermag ich nicht zu sagen. Ich saß zu nah an der Kurve der Romanisti. Diese hatte auch immer mal wieder tolle, lautstarke Momente. Nur konnte sich bei mir während des Spiels nicht diese gewisse Gänsehaut einstellen. Es war klasse, keine Frage, aber dieses I-Tüpfelchen fehlte einfach. Vielleicht waren meine Erwartungen aber auch einfach nur zu groß. Und vielleicht vergleiche ich unbewusst einfach nur alles Italienische mit meinen Erinnerungen vom Spiel bei Sampdoria Genua im März 2007, wonach ich noch Monate später Ohrwürmer hatte. Nach der zwischenzeitlichen 3-1 Führung kam Roma noch an ein 3-2 heran und war in den Schlussminuten dem Ausgleich nahe. Aber es blieb beim 3-2 und somit bleibt Lazio in der Tabelle knapp über Roma und spielt damit weiterhin um die internationalen Ränge. Totti und Kollegen mussten sich eine Derbyniederlage eingestehen. Gut 75 Minuten nach Spielende erreichte ich den Bahnhof Tiburtina, von wo aus um 19 Uhr der Bus zurück nach Pescara starten sollte. Ich holte noch meinen Rucksack von der Gepäckaufbewahrung und löhnte dafür stolze 6,50 €! Im Bus dann das gleiche Theater wie bei der Hinfahrt, der Busbegleiter hatte bei der Kontrolle meines vorab im Internet gebuchten Tickets Probleme mit der englischen Schreibweise. Da stände ja schließlich 7.00 p.m., aber wir hätten doch schließlich 19 Uhr und nicht 7 Uhr. Auf der Hinfahrt war das Problem die amerikanische Schreibweise das Datums: 11/09/2012. Wir hätten doch nicht den 11. September, sondern den 9. November! Natürlich sprachen diese Kontrolleure auch kein Wort englisch, so dass freundliche Mitfahrer um mich herum das Problem aufklärten. Da der Heimflug nach Hahn erst am nächsten Vormittag gebucht war und der Flughafen in Pescara nachts angeblich schließen würde, brauchte ich noch eine Unterkunft in Pescara. Also wurde über booking.com ein Hotelzimmer für 30 € die Nacht gebucht. Bald schon fand ich das Hotel Marisa, einer kleinen Unterkunft welche in einem zweiten Stock neben einem Radiologen zu finden ist. Ich klingelte, erst einmal, dann zweimal, dann dreimal und viermal, dann klingelte ich Sturm, ich klopfte und rief und ich versuchte jemanden unter der Nummer vom Hotel zu erreichen. Nichts! Es war mittlerweile 22:15 Uhr und ich wartete schon eine halbe Stunde. Arrrrgh, Bastardi!!! Ich gab auf und musste somit eine neue Unterkunft suchen. Für 15 € mehr fand ich ein schickes 3-Sterne-Hotel in dem ich eincheckte. Die Hoffnung bleibt dass mir diese 15 € noch irgendwie erstattet werden, schließlich hatte ich ja eine gültige Reservierungsbestätigung fürs Marisa. Am nächsten Morgen marschierte ich wie schon am Freitag zu Fuß die knapp vier Kilometer zum Flughafen. Insgesamt dürften es an diesem Wochenende knapp 40-45 km gewesen sein, welche ich zu Fuß zurücklegte. Doch wer eine Stadt wie Rom auskundschaften will, der kann dies nun mal nicht alleine mit der Metro machen. Es war kein ganz günstiges Wochenende, aber die vielen tollen Eindrücke von der ewigen Stadt Rom haben das entschädigt. Am Montag um 18 Uhr war ich wieder Daheim bei meiner Amichetta und dem Bambini.





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