1. FSV Mainz 05 vs. Hannoverscher SV 1896 (2-1)
Bundesliga 28.227 Zuschauer (3.000 Gäste)
An diesem Wochenende stand der Besuch von zwei absoluten Pflichtgrounds auf dem Zettel. In Mainz hatte ich nicht einmal das alte Bruchwegstadion besucht, nun sollte es zumindest zur 2011 eröffneten neuen Arena gehen. Der Hinweg wurde mit dem Wochenendticket bewältigt. Vom Mainzer Hauptbahnhof fuhren zahlreiche Shuttlebusse ins städtische Niemandsland. Inmitten von Äckern war der 34.000 Zuschauer fassende Neubau dann zu finden. Das Stadion ist innen und außen komplett in Rot gehalten, selbst die Stehtribüne wurde rot lackiert. Die Ecken bleiben teilweise offen und die Nähe zum Spielfeld weiß zu gefallen, ansonsten aber handelt es sich um einen typischen deutschen Stadionneubau. Während ich meine ersten Fotos vom noch recht leeren Stadion schoss, schlich ständig in Ordner um mich rum und beobachtete mein Treiben argwöhnisch. Kurze Zeit später sprach mich ein anderer Ordner an, dass ich gefälligst schleunigst meine Kamera in die Tasche packe sollte, sollte ich sie wieder rausholen würde sie sofort zur Aufbewahrung einkassiert. Ja gut, die Fotos vom Spiel seht ihr unten! Dennoch war meine Laune erstmal dahin und ich hatte schon vor Anstoß mal wieder die Schnauze voll von der ständigen Maßregelung in der Bundesliga, von Bezahlkarten in Fußballstadien, von den hohen Preisen und von dem ganzen Kommerzmist sowieso. Was bin ich froh wenn ich es bald hinter mir habe. Morgen Hoffenheim, demnächst irgendwann mal Nürnberg, dann ist die Liga endlich komplett. Immerhin eine positive Sache haben Besuche in der Bundesliga: Die Stadien sind wohl die sichersten Orte überhaupt! Nicht umsonst finden regelmäßig unzählige Familien mit kleinen Kindern den Weg in die Arenen. Umso verwunderlicher dass Politik und Verbände in den letzten Monaten und Jahren immer mehr die Hysterie um angeblich steigende Gewalt in den Stadien schürten. Die Sensationspresse zog da natürlich heiter mit. Dies geht nun soweit, dass in elf Tagen (also am 12.12.) das Konzept "Sicheres Stadionerlebnis" verabschiedet werden soll. Hierbei geht es unter anderem um die Freigabe von "Ganzkörperkontrollen" und die Reduzierung von Gästekontingenten bei vermeintlichen Risikospielen. Ein großer Schritt zur Auslöschung der Fankultur, wie man sie in Deutschland kennt und liebt. Englische und italienische Verhältnisse drohen immer mehr! Zum Protest dagegen haben sich nahezu alle aktiven Fanszenen Deutschlands dazu entschlossen zwei Wochen lang jeweils die ersten 12 Minuten und 12 Sekunden der Spiele zu schweigen um zu zeigen wie der 12. Mann in naher Zukunft einmal aussehen könnte, wenn die Dinge weiterhin ihren Lauf nehmen. Beim heutigen Spiel in Mainz klappte das nicht allzu gut. Zwar blieb der heimische Fanblock bis auf ein paar Kutten in dieser Zeit tatsächlich Still (auch der Gästeblock schwieg), doch auf der Gegengerade wurden fleissig die Klatschpappen (zu doof zum selbst in die Hände klatschen?) geschwungen. Zwei Minuten vor dem Ende des Protestes jubelten dann 25.000 Kehlen, Mainz erzielte den Führungstreffer. Bald darauf setzte der lautstarke Support ein, die Fahnen wurden nun geschwenkt. Unterm Strich war die Stimmung zwar nicht überwältigend, aber dennoch ganz gut. Besonders bei der 2-1 Führung kurz vor dem Abpfiff glich das Stadion einem echten Hexenkessel. Hier war die Stimmung auf dem Siedepunkt. Bei den zahlreich anwesenden Hannoveranern wunderte ich mich sehr dass nach 12 Minuten und 12 Sekunden keine nennenswerte Veränderung zu erkennen war. Zwar gab es später noch recht ansehnliche Hüpfeinlagen und vereinzelte Gesänge, aber im großen und ganzen war das eine ganz schwache Nummer. Ich war froh als endlich der Schlusspfiff ertönte, wohl auch um bald endlich der Eiseskälte zu entgehen. Der Bustransfer zurück zum Hauptbahnhof klappte wieder gut. Ich steuerte nun mein Nachtlager im nordwestlich von Mannheim gelegenen Frankenthal an. Hier haute ich mich in einem verranzten Hotelzimmer etwas auf die Ohren.
