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Maltepe Hasan Polat Stadı, İstanbul (5.000 Plätze) Ground 1.002

Maltepespor Kulübü vs. Yeni Diyarbakırspor (2-0)

Spor Toto 3. Lig, 2. Grup (4. Liga Türkei) ​650 Zuschauer (300 Gäste)

Gestern Abend verabredete ich mich mit dem 60er am Fährhafen in Karaköy um gemeinsam das Drittligaspiel von Kartalspor, im äußeren asiatischen Teil Istanbuls anzusteuern. Immerhin sollte Kartalspor ja über eine ganz gute Szene verfügen. Doch es war niemand am Treffpunkt. Das war ja aber kein Problem, ging es nun halt alleine zum Ziel. Wieder ging es knapp zwanzig Minuten auf die Fähre nach Kadıköy um von dort aus mit der Metro in Richtung Kartal zu steuern. Ich war noch früh dran, so dass ich mich kurzfristig entschloss einige Stationen zuvor in Maltepe auszusteigen um mir mal das dortige Stadion anzuschauen. Knapp zwanzig Minuten Fußweg lag es von der noch recht neuen Metrostation entfernt. Unlängst gab es noch einen Bahnhof direkt neben dem Stadion. Doch im Gegenzug zur neuen Metrolinie wurden die Vorortzüge komplett eingestellt und selbst dort wo einst die Gleisanlagen zu finden waren, liegt jetzt nur noch ein Streifen braches Niemandsland. Das Maltepe Hasan Polat Stadı (benannt nach einem ehemaligen Präsidenten des türkischen Fußballverbandes) liegt eingeengt zwischen den Straßen, nur 300 Meter Luftlinie vom Marmarameer entfernt. Hier sollte heute noch zur gleichen Zeit wie bei Kartalspor ein Spiel stattfinden. Es waren noch eineinhalb Stunden vor Anpfiff, doch das Polizeiaufgebot rund um das Stadion war bereits größer als beim gestrigen Spiel von Kasımpaşa und auch der Stadionsprecher machte schon seine ersten Durchsagen. Hinter einer Traube von Ordnern, Offiziellen und Polizisten stand ein Fluchttor offen, welches ich ungestört durchlaufen konnte um plötzlich im Innenraum des Stadions zu stehen. Mir gefiel sehr was ich sah! Ein enges Stadion mit 5.000 Sitzplätzen, ein richtiges Schmuckkästchen irgendwie! Ich wollte dieses Stadion nun unbedingt in meine Sammlung aufnehmen und entschied mich dafür auf Kartalspor zugunsten von Maltepespor zu verzichten. Das Polizeiaufgebot für das Spiel hier in Maltepe ließ ja ebenfalls auf aktive Fangruppen hoffen. Wasserwerfer waren auch vor Ort, aber das heißt ja nichts. Denn die fahren auch durch die Fußgängerzonen Streife! Ich tankte noch ein wenig Sonne am Meeresufer, ehe ich zum Stadion zurückkehrte um dem Ordner am Stadioneingang einen Fünfer in die Hand zu drücken. Dafür erhielt ich einen Papierschnipsel mit dem Aufdruck der heutigen Begegnung. Bei der "3. Lig" handelt es sich ja immerhin noch um eine Profiliga. Sie ist aufgeteilt in drei Staffeln, was ja immer noch recht wenig erscheint bei einem Land dieser Größe. Da ich dieses Spiel überhaupt gar nicht eingeplant hatte, hatte ich auch gar keinen Durchblick über die Vereine, welche sich hier nun duellieren sollten. Maltepespor spielte von 1989 bis 2009 immerhin in der 2. Lig (3. Liga), wurde dann bis in die Amateurliga durchgereicht, ehe bereits 2011 die Rückkehr in die 3. Lig erfolgte. Der Gast von Yeni Diyarbakırspor hat eigentlich keine bedeutende Vereinshistorie. Der 1968 gegründete Nachbarverein "Diyarbakırspor Kulübü" spielte hingegen viele Jahre in der Süper Lig, der höchsten Liga des Landes. Zuletzt in der Saison 2009/10, dann jedoch kam aufgrund von finanziellen Problemen der tiefe Fall, Jahr um Jahr wurde man bis in die regionale Amateurliga durchgereicht. Im August 2013 wurde der Verein dann endgültig aus dem Vereinsregister gelöscht. Spieler, Funktionäre und auch Fans wechselten zu "Yeni" rüber! Die Anhänger von Maltepespor fanden sich auf der Hintertortribüne im Block D ein, die Gästefans gegenüber im Block B. Nun kamen die Spieler aufs Feld. Das Team von Maltepe begrüßte ihre Fans im Block D. So weit so gut, doch jetzt begrüßten sie ebenfalls die Fans im Block B. Ich war irritiert! Es muss sich wohl doch bei beiden Gruppen um Heimanhänger handeln. Sind ja schließlich auch beide grün-weiß-rot! Nun kam das Gästeteam. Zunächst die Begrüßung des B-Blocks, dann die des D-Blocks! Bitte was? Hm... jetzt wie in der Türkei üblich, die Aufstellung zur Nationalhymne. Anschließend mischten sich nun beide Teams und begrüßten jetzt gemeinsam ein zweites Mal erst den B-Block, dann den D-Block und auch den A-Block auf der Geraden. Die Antwort auf dieses Verwirrspiel war letztlich klar: Fanfreundschaft! Von "grün-roten Brüdern" las ich später auf der Maltepespor-Fanseite "Asi Dramalılar". Knapp 300 Anhänger nahmen die mehr als 1.300 km (!) weite Anreise für dieses Viertligaspiel in Kauf! Zwar hatten sie auch eine Trommel im Gepäck und ließen anfangs auch mal von sich hören, doch ansonsten herrschte größtenteils Stille im Gästeblock. Anders der Heimblock! Knapp 100 Maltepe-Supporter legten sich unter den Augen des Capos auf dem Zaun mächtig ins Zeug und machten 90 Minuten lang recht gut Stimmung! Im Laufe des Spiels kamen dazu noch Nebeltöpfe zum Einsatz. Ich wurde recht positiv überrascht! Das Spiel wurde durch zwei Tore in der ersten Spielhälfte entschieden. Ich marschierte zurück zur Metrostation, fuhr zurück nach Kadıköy und nahm die Fähre nach Eminönü um mich von dort aus noch etwas ins Großstadtgetümmel zu stürzen. Am nächsten Tag stand noch etwas Kultur auf dem Programm. Ich zog meine Schuhe aus und betrat die Sultan-Ahmed-Moschee alias Blaue Moschee, ich begutachtete die nahe gelegene Hagia Sophia und ich wuselte mich abermals Stundenlang durch die Basare um noch letzte Weihnachtsgeschenke zu finden. Schon am Montagabend brach ich auf zum Atatürk-Flughafen, wo ich noch ein wenig versuchte die Augen zuzubekommen. Um 06:25 Uhr am Dienstagmorgen hob der Flieger nach Paris CDG ab, wo ich dann noch einige Stunden bis zum Weiterflug nach Bremen rumbekommen musste. Am Abend war ich wieder Zuhause. Istanbul war definitiv eine Reise wert - eine tolle Stadt! Doch es war ein schlechter Zeitpunkt um sich Fußball in diesem Land anzuschauen. Eine Hoffnung auf Besserung gibt es allerdings. Es laufen Klagen gegen das System der Passolig! Wer weiß, vielleicht wird es eines Tages ja doch mal wieder volle Stadien in der Türkei geben.



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