Rangers FC vs. Cowdenbeath FC (4-1)
SPFL Championship (2. Liga Schottland) 32.682 Zuschauer (100 Gäste)
Um ein Uhr am frühen Samstagmorgen stand unser Gefährt für die Reise nach Glasgow endlich bereit. Mit dem Billigbus-Giganten "Megabus" ging es in nicht weniger als 10 Stunden und 45 Minuten in die größte Stadt Schottlands. Hauptstadt dieses Landesteils des Vereinigten Königreiches ist ja seit dem 15. Jahrhundert das etwas östlicher gelegene Edinburgh. Die Abgabe der Rucksäcke im Hostel und die Fahrt mit der U-Bahn schnell hinter uns gelassen, ließen wir uns von den teilweise arg heftigen Windböhen in Richtung Ibrox-Stadion treiben. Für 18 £ pro Kopf sollten wir dabei sein, bei einem Spiel des Zweitligisten Rangers Football Club, in Deutschland besser bekannt als Glasgow Rangers. 54 nationale Meistertitel konnten die Rangers in ihrer im Jahr 1873 begonnenen Vereinshistorie sammeln, mehr als jeder andere Fußballverein auf der Welt. 2012 kam allerdings das wirtschaftliche K.O. der Rangers! Es folgte der Zwangsabstieg bis in die vierte Liga. Zwei Meisterschaften und Aufstiege in Folge durften gefeiert werden. Zwar spielen "The Gers" als Liganeuling in der zweitklassigen Championship diese Saison ebenfalls wieder erfolgreich mit, die Meisterschaft dürfte Heart of Midlothian allerdings nicht mehr zu nehmen sein. Dennoch dürften die Play-offs zum Saisonende noch eine Möglichkeit bieten, im Sommer ins Oberhaus des schottischen Fußballs zurückzukehren. Die Anhänger der Rangers nennen sich "Bluenoses" oder auch "The Bears". Der Großteil von ihnen ist nicht nur protestantisch, sondern auch unionistisch eingestellt, also pro-britisch. Das Ibrox Stadium kann so wie der Verein auf eine lange Tradition zurück blicken. Am 30. Dezember 1899 eröffnet, konnte im Jahr 1939 der Zuschauerrekord gefeiert werden. 118.567 Zuschauer strömten damals zum Ligaspiel gegen den Stadtrivalen Celtic. Zwei schwere Tragödien erlebte die Spielstätte. 1902 verloren 25 Zuschauer im Ibrox ihr Leben und 500 wurden verletzt. Die neue Holztribüne gab nach und ließ Hunderte Fans zwölf Meter in die Tiefe stürzen. Beim zweiten "Ibrox-Desaster" im Rahmen des Old Firm gegen Celtic im Januar 1971 starben 66 Fußballfans bei einer Massenpanik. Die Kapazitäten wurden immer wieder gesenkt, aktuell bietet das 4-Sterne-Stadion etwas mehr als 50.000 überdachte Sitzplätze. Wirklich schick ist die gute Stube, schon von Außen sind die Blicke auf die Fluchttore und die Turnstiles aller Ehren Wert. Drei Seiten dieses engen Fußballstadions kommen mit drei Rängen aus, der Bill Struth Main Stand ist dreistöckig. Knapp 32.000 Zuschauer kamen zur heutigen Partie des Dritten gegen den Neunten. Auch in Glasgow hat mittlerweile das Ultra-tum Einzug gehalten. Die "Union Bears" präsentierten eine Choreo zu Ehren des vor 20 Jahren verstorbenen Ex-Rangers-Spielers Davie Cooper, welcher im Alter von nur 39 Jahren aufgrund einer Hirnblutung verstarb. "1956-1995" lautete die Überschrift, untermalt von zahlreichen hochgehaltenen Rückennummern sowie einem Portrait von ihm auf Folie. Bis zu 250 Fans unterstützten ihr Team aus diesem Block akkustisch während des Spiels. Ein wenig weiter auf dem Family Stand war eine weitere Gruppierung zu finden. Einige Jungs von "The Blue Order" präsentierten auf einer Blockfahne Coopers Conterfei mit seinem Zitat "I played for the team i loved". Auch von ihnen gab es ab und an mal vereinzelte Gesänge. In der ersten Hälfte schienen die Rangers klar überlegen, doch konnte die Überlegenheit nicht in Tore umgemünzt werden. Kurz nach der Halbzeit dann doch das 1-0. Dem Gast aus der 11.000 Einwohner-Stadt nordwestlich von Edinburgh gelang einer Viertel Stunde vor Schluss der überraschende Ausgleich, ganz zum Ärgernis der heimischen Zuschauer. Aus gefühlt 30.000 Kehlen kamen nun unzählige Wörter, welche mit fu.. begannen! Ich war mir bisher gar nicht bewusst, wie oft solch ein Wort in nur einem Satz gebildet werden kann! Jetzt weiß ichs...! Die erneute Führung kam bald und in den Schlussminuten konnte gar auf ein 3-1 und 4-1 erhöht werden. Der kurze Weg zurück zur Subway führte am Rangers Pub "Q" vorbei, ein scheinbar recht beliebter Treffpunkt der Bluenoses. Im Hostel schlugen wir uns letztlich noch ein wenig mit der Rezeption rum da wir nicht das erwartete Zimmer erhielten. Anschließend wurde bei einem Bierchen im Pub auf den neuen Länderpunkt angestoßen (bei mir durfte ja mit dem vierzigsten ein Runder gefeiert werden) und nebenbei ein wenig Fußball auf dem Bildschirm verfolgt.
