Schottland vs. Gibraltar (6-1)
EM-Qualifikation 2016 34.255 Zuschauer (430 Gäste)
Der Hampden Park in Glasgow gehört ohne Frage zu den traditionsreichsten Stadien der Welt. Im Jahr 1903 mit einer Kapazität von mehr als 100.000 Plätzen eröffnet, wuchs das Stadion im Jahr 1937 auf eine unglaubliche Kapazität von 183.388 Plätzen. Doch der schottische Verband durfte nur 150.000 Tickets verkaufen. In diesem Jahr strömten zum Länderspiel gegen England offiziell 149.415 Zuschauer in den Hampden Park! Als wären das noch nicht genug, waren Berichten zur Folge weitere 20.000 Zuschauer ohne Ticket im Stadion. Hammer! Das Nationalstadion, in dem der Großteil der schottischen Länderspiele ausgetragen werden und auch der mittlerweile viertklassige Eigentümerverein FC Queen's Park Zuhause ist, bietet seit seinem letzten größeren Umbau im Jahr 1999 aktuell knapp 50.000 Sitzplätze. Diese sind auf ein bis zwei Ränge rund um das weitläufige Oval mit Laufbahn verteilt. Zum stolzen Ticketpreis von 35 £ für das günstigste Ticket im Spiel gegen Gibraltar strömten immerhin noch 34.000 Zuschauer ins Stadion. Die gibraltarische Nationalmannschaft wurde ja erst 2013 als 54. vollwertiges Mitglied von der UEFA aufgenommen. Mitglied in der FIFA ist sie noch immer nicht. Die schottische Nationalmannschaft ist dagegen neben der englischen Auswahl die älteste Nationalmannschaft der Welt.
Auf den Tribünen verteilten sich die Mitglieder der "Tartan Army", der Fans der schottischen Nationalmannschaft. Nackte Männerbeine gibt es hier viel mehr zu sehen als einem Lieb ist. Unzählige Kilts wurden im Stadion getragen, oftmals verbunden mit unterschiedlichen Schottenmützen. Hier und heute hatte das Länderspiel im Gegensatz zum Spiels von England vor zwei Tagen richtig Spaß gemacht, denn auch Tage danach hatte ich noch die Ohrwürmer der Tartan Army im Kopf. "The Flower of Scotland" gilt als die schottische Nationalhymnee, ein wahrer Genuss sie von den Fans zu hören. Doch während des Spiels am häufigsten angestimmt wurde "We'll be coming" (We'll be coming, we'll be coming, we'll be coming down the road. When you hear the noise of the Tartan Army Boys. We'll becoming down the road) oder auch mal "Loch Lomond". Richtige Gassenhauer, welche in einer doch recht passablen Lautstärke vorgetragen wurden. Schockt! Im Spiel dauerte es bis zur 18. Spielminute als Schottland zum ersten Mal gegen den klaren Außenseiter einnetzen konnte. Doch zwei Minuten später geschah etwas schier unfassbares! Gibraltar, welches in seiner Länderspielhistorie erst vier Pflichtspiele bestritt bei insgesamt 0-21 Toren, schoss sein allererstes Pflichtspieltor! Unbändiger Jubel im mit offiziell 430 Zuschauern besetzten Gästeblock. Das Glück sollte allerdings nicht lange andauern. Alles ging seinen gewohnten Gang, am Ende setzte es ein halbes Dutzend Tore für die übermächtigen Schotten. Steven Fletcher durfte sich gar drei Mal in die Torschützenliste eintragen.
Wir gesellten uns nach Spielschluss in die über mehrere Straßen fließende Schlange zur Bahnstation. Die berittene Polizei gab die Zeichen zum halten oder weitergehen. Den Abend ließen wir wieder im Pub von gestern ausklingen. Für eine Übernachtung war die Nacht allerdings zu kurz, stattdessen führte uns ein Regionalzug bis Paisley Gilmour Street, von wo es noch 3 Kilometer Fußmarsch zum internationalen Flughafen waren. Ein Bus hätte es auch noch gegeben, aber ich schlug einen kleinen Spaziergang vor. Wahrscheinlich verfluchte er mich innerlich spätestens dann, als es anfing heftigst zu schütten. Wir machten es uns noch ein wenig neben einem Teil der gibraltanischen Nationalmannschaft bequem, was uns nun zur Beschäftigung verhalf herauszufinden, welcher der Herren denn nun der erste Pflichtspieltorschütze des kleinen Landes gewesen sein könnte. Er war aber wohl nicht dabei... Am frühen Montagmorgen ging es nun via Stansted zurück nach Dortmund und am Nachmittag war der kleine Ausflug auf die Insel auch schon wieder beendet. Im Gepäck drei wohl bekannte Pflichtgrounds sowie der Pitch 2 des glorreichen Glasgow Green Football Centers.
