FC Universitatea Cluj 1919 vs. CFR 1907 Cluj (0-0, 0-0 n.V., 4-2 n.E.)
Cupa României, Halbfinale (Pokal Rumänien) 9.533 Zuschauer (100 Gäste)
Kleiner Tagesausflug nach Transilvanien! Das Klausenburger Stadtderby um den Einzug in das rumänische Pokalfinale lockte und da die Flüge ab Dortmund schlappe 30 € Retour kosten sollten, ließ ich mich nicht zwei Mal bitten. Das Orkantief Niklas wütete einen Tag zuvor durchs Land, so dass sämtliche Züge ausfielen und mein eigentlicher Mitflieger aus dem Emsland kurzfristig passen musste. Bitter! So ging es dann an diesem Mittwochmorgen alleine zu meinem Haus- und Hofflughafen um nach zwei Stunden Flug in Cluj-Napoca aufzuschlagen. Hier hatte ich vor ziemlich genau neun Jahren meinen Länderpunkt gemacht, allerdings im Stadion von CFR Cluj (sprich: Schäffärä Klusch). Der Bus brachte mich für umgerechnet knapp einen Euro in Stadtzentrum, wo ich noch einiges an Zeit rumbringen musste. Hier mal eine Sehenswürdigkeit bestaunt, dort mal hoch auf den Hügel um die Stadt von oben abzulichten, da mal ein Einkaufszentrum besucht und zwischendurch mal etwas Essen gegangen. Preislich übrigens ein Paradies, wenn man Montags noch in London ist und man sich Mittwochs in Rumänien durch den Tag schlägt. Die Stadt hatte ich gar nicht so hübsch in Erinnerung, wie ich sie heute erlebte. Mag aber auch daran liegen, dass ich damals nicht so viel Zeit für die Sehenswürdigkeiten hatte. Zwischendurch musste ich mir auch schon mal ein Ticket für das Spiel am Abend organisieren, denn diese durften nur bis zwei Stunden vor dem Anstoß unter Vorlage eines Ausweises verkauft werden. Ich gönnte mir heute ein VIP-Ticket für 50 Lei (ca. 11,50 €). Um 21:30 Uhr Ortszeit war dann endlich Anstoß in der mit fast 10.000 Zuschauern gefüllten 2011 eröffneten Cluj-Arena. Dafür dass es sich um eine moderne Arena handelt, ist es schon ein richtig schniekes Ding aus der Modellreihe "Schlauchboot". Einzig störend ist die Laufbahn. Mal so gar nicht das, was man in Rumänien erwarten würde, dennoch sehr viel kreativer als die Einheitsarenen in Deutschland. Die mehr als 30.000 Sitzplätze verteilen sich auf zwei Ränge mit mal mehr und mal weniger ausgeprägten Überdachungen. Sehr bequem waren die gepolsterten Sessel hoch oben auf der VIP-Tribüne. Als Verpflegung konnte neben den Getränken fast ausschließlich Schnick-Schnack wie Popcorn oder Chips gekauft werden, inklusive war hier nichts. Im Gästeblock standen lediglich 100 Leute von CFR. Gastgeber Universitatea verlangte für die Plätze im unteren Rang und somit auch für den Gästeblock einheitlich 200 Lei (ca. 46 €) pro Platz, also das vierfache meines VIP-Platzes. Und das obwohl dort unten aufgrund der Laufbahn nur eine sehr bescheidene Sicht auf das Spielfeld gegeben sein dürfte. Dies sollte wohl eine Revanche für das Pokalhinspiel sein, in dem die Gäste ebenfalls Wucherpreise zu zahlen hatten und letztlich insgesamt nur 1.500 Zuschaur zum Spiel kamen. Zwar waren die Gästeanhänger immer mal wieder in Aktion zu sehen, doch zu hören war nur die gegenüberliegende Kurve. Die Fans von "U" unterstützten lautstark mit 3.000 Kehlen ihr Team! Stieg die Gegentribüne mit ein, waren es sicher wohl 5.000 Fans, welche ihr Team nach vorne peitschen! Dazu gab es eine wirklich schicke Pyroeinlage und auch später flackerten öfters mal einzelne Bengalen auf. Ein richtig guter Auftritt der Studenten also! Das Hinspiel endete 0-0 und auch im heutigen Spiel fielen keine Tore in der regulären Spielzeit. Weder in den 90 Minuten, noch in der Verlängerung. Das Elfmeterschießen musste entscheiden. Und am frühen Donnerstagmorgen gab es dann endlich einen Sieger: Universitatea Cluj! Mit dem Einzug ins Pokalfinale konnte "U" den größten Vereinserfolg seit knapp 50 Jahren feiern! Und die Fans taten es lautstark und fanatisch! Ich gönnte es ihnen und freute mich mit ihnen! Auch finanziell dürfte es ein großer Segen für den Studentenverein sein. Neben fünf anderen Vereinen in der Liga I haben sowohl "U" als auch CFR Insolvenz angemeldet. Die Eisenbahner von CFR, immerhin in den letzten Jahren drei Mal rumänischer Meister und drei Mal Pokalsieger, bekamen aufgrund ihrer Zahlungsrückstände von fast 20 Millionen Euro im Februar satte 24 Punkte abgezogen und rutschten von den zweiten auf den letzten Tabellenrang. Ein Taxi brachte mich später zum Flughafen, wo noch einige Stunden auf den Rückflug gewartet werden musste. Knapp 24 Stunden nach der Abreise war ich auch wieder Zuhause. Tourkosten knapp 60 € - kann man mal machen...! Und Rumänien ist ja doch immer wieder eine Reise wert, sei sie auch noch so kurz!
