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Stadion Rajko Mitić, Beograd (51.538 Plätze) Ground 1.039

FK Crvena Zvezda vs. FK Partizan (3-1)

Super Liga (1. Liga Serbien) 40.261 Zuschauer (8.000 Gäste)

Erst eine Viertelstunde vor Spielbeginn betraten wir das "Marakana von Belgrad", das Stadion von Roter Stern. Hier sollte es heute kein geringeres Spiel als das 149. "Večiti derbi" (ewige Derby) zwischen Crvena Zvezda und Partizan zu sehen und erleben geben. Eigentlich wollten wir die Fünfeinhalb Kilometer vom Vorkick nur anfangs laufen und uns dann ein Taxi suchen, dann sind wir allerdings immer weiter gelaufen, vorbei an den zahlreichen Hundertschaften der Policija und auch vorbei am Stadion von Partizan. Es gab vereinzelte argäugische Blicke und "aus Spaß" Faustsalven in unsere Richtung, doch wir sind ja schließlich keine Partisanen... Einfach Augen zu und durch! Wir unterschätzen ein wenig die Zeit, weswegen wir also so spät dran waren. Doch was wir nach dem Vorzeigen unseres Print-At-Home Tickets für die Haupttribüne (1.200 Dinar, also knapp 10 €) und der oberflächlichen Kontrolle erlebten, war einfach nur fantastisch.


Das Stadion war bereits recht gut gefüllt und aus den Kurven schallten schon jetzt ohrenbetäubende Gesänge. Wir schritten die Stufen vom oberen Tribüneneingang bis zu den nächsten freien Plätzen herunter. Und diese Schritte brachten ganz besonders eine Sache mit sich: Gänsehaut pur! Sämtliche Häärchen sträubten sich in die Höhe, ehe sie von den Kanonenschlägen, welche die Tribünen zum beben brachten, wieder durchgerüttet wurden. Das war schon jetzt eine Wahnsinnsatmosphäre in dieser richtig coolen riesigen Schüssel. Der Anpfiff ertönte und die Heimkurve der Delije (die mutigen) präsentierte eine riesige Blockfahne mit einem Löwen, welcher ein Zebra riss. Dazu rote und weiße Tafeln über die komplette Kurve. Anschließend wurde jene Kurve komplett in weißen Rauch gehüllt. Bengalos brannten und Fahnen wurden geschwungen. Die Gäste rund um die "Grobari" (die Totengräber) ließen es anfangs zumindest in Sachen Pyrotechnik noch ruhig angehen, doch allein die brachialen Gesänge und die Klatscheinlagen gaben für Augen und Ohren schon einiges her. In der 27. Minute gelang Roter Stern der Führungstreffer, was schon mal für eine richtig fette Pyroshow sorgte. Der Ausgleich, kurz vor dem Pausenpfiff, sorgte für eine ebenfalls sehr ausgiebige Pyroaktion der Gäste. In Hälfte zwei ein ähnliches Bild wie zuvor: Immer wieder aufblinkende Bengalos, Rauchbomben, Kanonenschläge, Raketen und eine Einklatschaktion, bei der von der vielleicht 10.000-Mann starken Delije-Kurve gefühlte zehn Leute nicht mitmachten. Das 2-1, wieder Pyro en Masse und das 3-1 folgte! Jetzt schien die Gästekurve völlig am abdrehen und vermittelte den Eindruck dass ein Spielabbruch provoziert werden sollte. Denn nachdem unten im Block knapp 70 Bengalos größtenteils einreihig nebeneinander hoch- und niedergeschwenkt wurden, wurden diese letztlich auf der Laufbahn entsorgt, dort wo ebenfalls Raketen niedergingen. Letztlich war das Spielfeld komplett in Nebel gehüllt, doch sobald der Mittelkreis wieder sichtbar war wurde einfach weitergespielt. Und wenn du denkst da geht nicht mehr, kommt irgendwo eine Tonne Pyro her...! Eine Viertelstunde später folgte die größte pyrotechnische Aktion des Abends. Und was für ein hammergeiles Pyro-Meer die Delije da zeigte! Die komplette (!!!) Kurve wurde in ein grellendes Licht gehüllt. Aberhunderte von bengalischen Lichtern erleuchteten das Stadion! Dazu die wehenden Fahnen, Raketenspuren am Himmel und die wohl fanatischten Fans, welche ich in meinem Leben jemals erleben durfte! Die akkustische Unterstützung dazu zu umschreiben ist immer etwas schwierig. Doch schaut euch die Bilder an und stellt euch dazu einfach die schmetternden Schlachtrufe und Gesänge vor! Es war ein richtig geiles und lohnenswertes ewiges Derby von Belgrad. Meine Befürchtungen dass es diesmal auf den Rängen etwas ruhiger zugehen würde, da es beim letzten Derby im April im Stadion ordentlich geknallt hatte und eventuell Sanktionen zu erwarten seien, wurden glücklicherweise nicht bestätigt. Ja doch, es war schon sehr nett! Dagegen war das "Hinspiel" vor neun Jahren nichts!


Das Stadion, im Übrigen, trägt den jetzigen Namen "Rajko Mitić" erst seit vergangenem Jahr. Der gute Mann nach dem das Stadion benannt wurde gehört zu den größten Spielern des jugoslawischen Fußballs und bestritt in den 1940er und 50er Jahre mehr als 500 Spiele für die rot-weißen. Die offiziell höchste Zuschauerzahl datiert aus dem Jahr 1975, als im Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger gegen Ferencváros aus Budapest offiziell 96.070 ins Stadion strömten. Inoffiziell lag die Zuschauerzahl allerdings bei sagenhaften 110.000 Zuschauern. Heute passen nach verschiedenen Quellen Fünfzig- bis Sechzigtausend Zuschauer ins weitläufige Oval.


Wieder verzichteten wir auf ein Taxi oder die Bahn und wir machten uns zu Fuß auf dem Weg zum Bahnhof. Der 340er Nachtzug sollte uns an diesem Abend um 21:48 Uhr noch in Richtung Budapest bringen.



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