RFC de Liège vs. Solières Sport (2-2)
Tweede Klasse Amateurs C (4. Liga Belgien) 1.500 Zuschauer (30 Gäste)
Ein Besuch in der Hoofdklasse oder nach drei Jahren mal wieder in Belgien vorbeischauen? Die Wahl fiel zur Abwechslung mal auf Belgien, wenn auch nur in den grenznahen Amateurbereich. Ich war auch eigentlich schon auf dem Weg von Venlo zum Stadion des Bocholter VV, doch unterwegs schmiss ich dann die Groundhopping-App (jedem zu empfehlen) an und schied mich spontan um Zugunsten einer Fahrt nach Lüttich zum Royal Football Club de Liège. Einem Verein mit dem ich mich zuvor noch niemals auseinander gesetzt hatte, obwohl ich von ihm schon gehört hatte. Mit dem niederländischen Fußball habe ich ja mittlerweile doch etwas Erfahrung, aber vom belgischen Fußball habe ich nun wirklich keinen blaßen Schimmer, gerade einmal 12 Grounds stehen dort in meiner Statistik. Da bin ich ja ganz ehrlich! Umso verwunderter war ich dann wie viele Leute im Lütticher Stadtteil Rocourt in Richtung des neben einer alten Kaserne gelegene Stadion strömten. Parkplätze waren hier schon Mangelware, letztlich reichte es jedoch für einen Platz am Straßenrand.
Hundert Meter vor dem Ground wurden wir von Polizisten mit Maschinengewehren auf der Schulter gestoppt, mit dem Hinweis dass Rucksäcke im Stadion verboten seien aus Angst vor Terrorakten. Dieses Land ist seit den Geschehnissen in letzter Zeit eben ganz schon gebeutelt, blanke Panik bei öffentlichen Veranstaltungen. Ich konnte den Ordnern dann aber doch glaubhaft vergewissern dass von einer frischen Pampers im Rucksack keine Gefahr ausgeht. Zum Glück wurde ihnen in diesem Moment nicht bewusst welch extrem gefährlicher Sprengsatz sich aus einer Pampers, einem Kleinkind sowie einem Snack fürs Kind anfertigen lässt! Eine höchst explosive Mischung, welche es niemals zu unterschätzen gilt! Kurz vor Anstoß ins Stadion gekommen, waren die Tribünen schon gut gefüllt. Was denn hier los? Was ich nicht wusste war, dass ich zu Besuch beim ersten Landesmeister Belgiens war. Insgesamt stehen für die Stammnummer vier des belgischen Fußballs fünf Landesmeisterschaften (1896-1953), drei Vizemeisterschaften und ein belgischer Pokalsieg (1990) zu Buche. Ende der 1980er Jahre spielte man sogar international gegen Teams wie Juventus Turin oder Werder Bremen, ehe nach dem Pokalsieg die Insolvenz eingeleitet wurde und der Niedergang des Vereins voran schritt. Das alte Stadion im Velodrom Recourt wurde verkauft und abgerissen um an gleicher Stelle ein Kino zu bauen. Seit nun mehr einem Jahr spielt man bereits im sechsten Stadion seit dem Verlassen. Doch das neu gebaute Stadion an der "Rue de la Tonne" in der alten Heimat Recourt soll dem RFC nun langfristig als Spielstätte dienen. Der Kunstrasenplatz bietet rundherum eine Sitztribüne, eine Stehtribüne hinter dem Tor sowie eine etwas kleinere VIP-Tribüne. Die vierte Seite bleibt komplett ohne Ausbau. Zu Spielbeginn stieg aus dem Fanblock hinter dem Tor etwas roter und blauer Rauch herauf und auch akustisch wurde ein bisschen Rabatz gemacht. Nicht viel, aber immerhin schon viel mehr als ich eigentlich erwartet hatte. Im Spiel gab es für die Spieler oftmals was auf die Knochen. Zwei der vier Tore zum 2-2 Unentschieden kamen durch Strafstöße zu Stande. Vielleicht hatte sich der Drittligaabsteiger RFC gegen das Teams aus dem 50 Kilometer entfernten Dörfchen Solières zum Punktspielauftakt etwas mehr erwartet.
War als ein netter Ausflug über die Grenze. Länderpunkte für den Nachwuchs gab es nebenbei auch noch dazu. Nach 235 Kilometern hatte uns unser Zuhause dann auch schon wieder.
