RSC Anderlecht vs. KSC Lokeren OV (1-1)
Eerste Klasse A (1. Liga Belgien) 19.311 Zuschauer (168 Gäste)
Heute war Feiertag, zumindest in vielen katholisch geprägten Regionen. Allerheiligen wird er genannt. Für mich sollte es ein anderer Feiertag sein, denn nach 383 Tagen durfte mal wieder ein neuer Erstligaground gezählt werden. Besser gesagt sogar zwei, schließlich stand ein netter Doppler in Form von Anderlecht um 14.30 Uhr und Waregem um 18.00 Uhr auf dem Plan.
Gegen 9 Uhr ging's los. Der Botaniker stand am Bahnhof in Capelle bereit und Blaubacke sowie Dennis komplettieren an der A31 in Schermbeck die illustre Runde. Nach weiteren gut drei Stunden Fahrt erreichten wir den Brüsseler Vorort Anderlecht (eigenständige Gemeinde innerhalb der Region Brüssel-Hauptstadt). Nicht ohne zuvor im Internet kostenlos meinen Diesel registriert zu haben. Pflicht für ausländische Diesel in der Metropolregion! Ein echtes Wirrwarr aus Kreisverkehren und Einbahnstraßen erwartete uns, nur Parkplätze waren in den Wohngebieten rund ums Stadion des erfolgreichsten Vereins Belgiens (Rekordmeister mit 34 Meisterschaften und neun Pokalsiegen, Sieger des Europapokal der Pokalsieger 1976 und 1978, UEFA-Pokal-Sieger 1983 sowie Sieger diverser Supercups) Mangelware. Letztlich gab es aber doch ein eigentlich recht Nahe gelegen Parkplatz auf einem Seitenstreifen. Zu unserer Überraschung war heute die komplette Straße vor dem Stadion gesperrt zugunsten einer gar nicht mal so kleinen und sogar recht gut besuchten Flanier- und Futtermeile für die Stadionbesucher. Um kurz vor knapp ging es dann mit unseren tollen Print-at-home Tickets rein in die gute Stube. Sehr ulkig war dabei die Kontrolle der Kinder von dem Ordner mit seinen geschätzt knapp 30 abgesessenen Knastjahren. So wurden die Lütten einfach mal unter die Arme gepackt, hochgehoben, ein mal kräftig durchgeschüttelt und wieder runter gelassen.
Das Constant-Vanden-Stock-Stadion wurde vor 101 Jahren (!) erbaut und bietet auf seinen zwei Rängen mehr als 26.000 Plätze. Hier fand unter anderem 1972 ein EM-Halbfinale statt und 1990 das letzte Länderspiel der DDR. Anderlecht empfing hier als Tabellendritter den Vorletzten aus dem nur 50 Kilometer entfernten Lokeren. Diese brachten offiziell 168 Gäste mit, darunter auch Freunde aus Breda. Der Auftritt von Ihnen gehörte allerdings eher zur Kategorie "peinlich", so dass die Trommel und das Dutzend singende Fans nicht allzu gut klangen. Aber gut, sie versuchten es zumindest. Die heimische Unterstützung gab es von zwei verschiedenen Fangruppen auf den Hintertorseiten. Für mehr Durschlagskraft wäre wohl eine Verbündung nötig, aber wer weiß woran es da hapert.
In einem chancenarmen und recht langweiligem Kick ging der Gast aus Lokeren in der 53. Minute in Führung. Jetzt tobte und klatschte zu unserer großen Irritierung das gesamte Stadion! Was zum Teufel?! Auf der Anzeigetafel stand nun tatsächlich 0-1, wir hatten also nicht die Mannschaften verwechselt. 18.000 Gästefans? Nein! Es waren einfach nur alle begeistert dass ausgerechnet die Anderlechter Vereinsikone Oliver Deschacht den Treffer erzielt hat. Dieser wurde noch vor dem Spiel unter stehenden Ovationen und tosendem Applaus auf dem Spielfeld geehrt. Nach dem Wechsel von der Jugend zu den Profis bestritt er nicht weniger als 600 Pflichtspiele für die Königlichen und feierte von 2001 bis zu seinem Wechsel nach Lokeren diesen Sommer unter anderem sieben Meistertitel! Dieser Mann scheint hier eben so heilig zu sein, dass selbst ein Gegentreffer von ihm dermaßen gefeiert wird! Leider war diese Kuriosität auch schon der Höhepunkt der heutigen Veranstaltung. Sechs Minuten später fiel der Ausgleich, ansonsten tat sich nicht mehr allzu viel auf dem Spielfeld. Nach den 90 Minuten hieß es fix aufzubrechen ins 80 Kilometer entfernte Waregem.